Konzept

Hintergrund

Im Land Bremen bestehen in einigen Stadtteilen und -gebieten große Engpässe in der ambulanten Hebammenversorgung. Das bedeutet, dass viele Frauen während der Schwangerschaft und nach der Geburt keine Hebamme für eine Betreuung finden. Diese Unterversorgung zeigt sich vor allem in sozial benachteiligten Gebieten. Bereits von 2018 bis 2020 erarbeitete ein Arbeitskreis (Hebammenlandesverband Bremen, Gesundheitsbehörde, Hebammen, Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau) ein Konzept zur Entwicklung einer neuen, im Stadtteil lokalisierten Versorgungsform. Mit der Bewilligung von öffentlichen Geldern für stadtteilorientierte Hebammenzentren wird seit Mitte 2020 an der Umsetzung gearbeitet.

Konzept

In einem HebammenZentrum arbeiten freiberufliche Hebammen in einem Team zusammen. Sie bieten Hebammenhilfe für Frauen und Familien des jeweiligen Stadtgebietes vom Beginn der Schwangerschaft an bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes. Diese Leistungen werden von den Krankenkassen gezahlt. Zur Hebammenhilfe zählen unter anderem die Schwangerenvorsorge, Beratung zur Ernährung oder Stillen, Wochenbettbetreuung oder das Angebot von Kursen. Auch Fragen rund um die Familienplanung gehören zum Leistungsspektrum. Hebammenhilfe wird sowohl im Zentrum selbst (z.B. bei Vorsorgeuntersuchungen oder im späten Wochenbett) als auch bei Hausbesuchen (die ersten vier Wochen nach der Geburt) angeboten. Bei Bedarf können Sprach- und Kulturmittler eingesetzt werden, um Barrieren zur Verständigung zu überwinden.

Das Team der Hebammen wird vor Ort im HebammenZentrum durch eine Koordinatorin und eine Verwaltungsfachkraft unterstützt. Alle gemeinsam bieten sie im Stadtteil einen einladenden, professionell geführten Ort und Treffpunkt für Frauen und Familien. Durch die Abnahme administrativer Tätigkeiten bleibt den Hebammen mehr Zeit für ihre eigentliche Hebammentätigkeit. Wichtig ist die Arbeit nach einheitlichen Qualitätsstandards, ohne die individuellen Erfahrungen, Kompetenzen und Werte jeder einzelnen Hebamme außen vor zu lassen. Entscheidend ist, dass alle Hebammen eines Teams gleiche Grundwerte haben und diese für ihre Teamarbeit im Einvernehmen anpassen. Dies ist ein großes Plus und eine Neuheit zugleich: Die Hebammen können sich gegenseitig vertreten, mehr Frauen können betreut werden und es gibt weniger Ausfälle.

Werdende Mütter und junge Familien werden von Anfang an in sozialen Netzwerke im jeweiligen Stadtgebiet eingebunden. Durch die Quartiernähe wird den Frauen und Familien ein niedrigschwelliger Zugang zu allen nützlichen und notwendigen Akteuren rund um das Thema Familie ermöglicht. Das HebammenZentrum soll den Grundstein für den Aufbau einer gut funktionierende Präventionskette legen: Kinder werden unterstützt von Geburt an, Übergänge von einer Entwicklungsphase in die nächste werden begleitet und gefördert.